Was macht eigentlich ForkOn?
Smartes Flottenmanagement passte auf einen Bierdeckel
Gut zwei Jahre ist es her, dass ForkOn-Gründer Tim Klauke seine Geschäftsidee zur Digitalisierung des Gabelstaplers auf einem Bierdeckel aufmalte und damit seinen Kite-Kumpel und späteren Co-Founder Nils Herzing überzeugte. Heute ist ForkOn ein wachsendes Unternehmen mit 24 Mitarbeitern an zwei Standorten in Köln und Heidelberg und einem Stamm von rund 30 Kunden. Sowohl Mittelständler im Sauerland mit 600 Beschäftigten als auch multinationale Großkonzern mit mehr als 7.500 Mitarbeitern setzen die herstellerunabhängige Software-Lösung ForkX ein, um ihre Gabelstaplerflotten besser zu managen, effizienter zu nutzen und bis 25 Prozent ihrer Kosten einzusparen. „Gemeinsam mit unseren Kunden, aber auch auf Basis unserer Pilotprojekte entwickeln wir das Produkt ständig weiter und reagieren agil auf die Anforderungen des Marktes“, so Geschäftsführer Tim Klauke, der acht Jahre Berufserfahrung in der Intralogistik bei ForkOn einbrachte.
Mit der Vision, „DIE Logistik-Plattform“ zu werden, entwickelt sich ForkOn Tag für Tag weiter. Zwei vielversprechende Leuchtturmprojekte mit zwei Top-Playern in der Intralogistik sind aktuell in der Pipeline. Leuchttürme deshalb, weil hier jeweils eine große Anzahl an Staplern integriert werden muss. „Wir können das in unserem System schon abbilden und wollen das jetzt unbedingt in der Praxis unter Beweis stellen“, sagt der Gründer selbstbewusst.
Durch die Zusammenarbeit mit dem Batteriehersteller Voltabox gelang ForkOn gelang bereits im vergangenen Jahr ein echter Coup: Im Rahmen der Kooperation konnte eine erste Ergänzung des Produktportfolios von ForkOn vorgenommen werden. Als neues Feature der Software bietet ForkX ENERGY Unternehmen die Möglichkeit, ihre Batterie- und Energiekosten zu senken und die Gabelstaplerflotte ressourcenschonender und nachhaltiger zu betreiben.
Push durch Digital Logistics Award
Die Logistikbranche jedenfalls zeigte reges Interesse an ForkOn: Beim Pitch um den Digital Logistics Award des Digital Hub Logistics auf dem Zukunftskongress Logistik im vergangenen Herbst stellten sie sich erstmals einem großen Publikum und sicherten sich den zweiten Platz, verbunden mit einer Prämie von 8.000 Euro, die direkt in das Unternehmen investiert wurde. Als ebenso wertvoll erwiesen sich die Freikarten für den Deutschen Logistik-Kongress der Bundesvereinigung Logistik (BVL) wenige Wochen später. „Der Award wurde für uns insgesamt zu einem tollen Multiplikator“, freut sich Tim Klauke. „Auf den Kongressen haben wir viele wichtige Kontakte geknüpft: zu führenden Wissenschaftlern ebenso wie zu Vertretern aus der Wirtschaft.“
Ein Unternehmen machte Nägel mit Köpfen: Die Heldener Metall Technik HMT aus Attendorn, spezialisiert auf die Fertigung von Bauteilen und Baugruppen für die Autoindustrie, sicherte sich gleich die Unterstützung von ForkOn für ihre Gabelstaplerflotte. Ein weiterer neuer Kunde ist META Regalbau aus Arnsberg: Dessen Start-in META AND YOU ist Mitglied im Digital Hub Logistics und dort gezielt auf der Suche nach strategischen Partnerschaften mit jungen Unternehmen. Über den startport – Support-Partner des Hubs – ist das Band zum Hub ebenfalls eng.
Flexibilität beim Geschäftsmodell
Das Corona-Virus hat den Gründern zuletzt allerdings einen Dämpfer verpasst. Die Geschwindigkeit, mit der das junge Unternehmen zuvor gewachsen war und weiter zu wachsen plante, verlangsamte sich – für ein Start-up, das auf eine hohe Skalierbarkeit setzt, eine gänzlich neue Situation. ForkOn reagierte darauf jedoch, wie man das von Gründern erwartet: schnell und flexibel. „Wir haben gesehen, dass der Markt neben dem Benefit der grundsätzlichen Optimierung der Staplerflotte derzeit vor allem auf kurz- und mittelfristige Einsparungspotenziale setzt“, so Tim Klauke. „Deshalb haben wir unser Geschäftsmodell erweitert und bieten nun auch eine individuelle Staplerflottenberatung mit anschließendem Audit an.“ Danach erhalten Kunden die Software vier Monate kostenlos.
Die Beratung führt Klauke ein Stück weit „back to the roots“, denn genau damit ist er in die Selbstständigkeit eingestiegen. Heute allerdings verfügt ForkOn über eine ungleich größere Expertise – nicht nur durch Erfahrungen bei unterschiedlichen Kunden, sondern gerade auch durch die Fortschritte bei der Software. Viele Prozesse, die vor zwei Jahren noch mühevoll händisch aufgenommen und analysiert werden mussten, laufen heute vollautomatisch.
Sneakers statt Businessschuhe
Die Zusammenarbeit zwischen Start-ups und etablierten Unternehmen ist dabei in der Regel äußerst unkompliziert: Viele der Kunden sind digitalaffin – im Unternehmen wie im Privaten. Sie wissen, welche Mehrwerte ihnen ein Start-up bieten kann – von der konsequenten Orientierung an Kundenwünschen bis zum Einsatz innovativer Verfahren, wie etwa dem Rapid Prototyping, das die Entwicklung neuer Produkte schneller macht. Nur den wenigsten Geschäftsführern muss man heute noch erklären, dass die cloudbasierte Lösung so einfach ist wie Online-Banking: Das Unternehmen selbst braucht keine eigene IT, um davon zu profitieren.
Auch der Start-up-Spirit von ForkOn kommt gut an: Da erscheint dann auch der Inhaber eines konservativen mittelständischen Unternehmens in Sneakers statt in Businessschuhen zum ersten Treffen. Sobald das Start-up allerdings den Fuß in der Tür hat, spielt es keine Rolle mehr, ob hier junge Leute oder alte Hasen am Werk sind: Es zählt allein die Arbeit! Und die geht leichter von der Hand, wenn man sich – zumindest auf operativer Ebene duzt: Der Austausch wird einfacher, das Feedback schneller und ehrlicher – und passt irgendwie auch ziemlich gut zur Bierdeckel-Story aus den Anfängen …
Foto: ForkOn