Hub-Session auf Zukunftskongress: Innovation im Mittelstand braucht Kommunikation
Durch digitale Innovationen kann sich der Mittelstand heute einen immensen Vorsprung im Wettbewerb sichern – doch immer öfter drohen Start-ups etablierten Unternehmen den Rang abzulaufen. Dabei gibt es ein Rezept für die „Digitale Transformation im Mittelstand“, auf das sich fünf Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft jetzt im Rahmen der gleichnamigen Session des Digital Hub Logistics auf dem digitalen Zukunftskongress Logistik – 38. Dortmunder Gespräche schnell verständigen konnten. Dieses Rezept lautete: Kommunikation – und zwar in vielerlei Hinsicht. Moderiert wurde die Session von Darja Kramer, Innovationscoach beim Digital Hub Logistics.
Wie Digitalisierung in gewachsenen Unternehmen Schub aufnehmen kann, verriet Johanna Claussen, Mitbegründerin der Pionier-Manufaktur aus Worms, ein Beratungsunternehmen für den Mittelstand: „Ich schlage Unternehmen oft zunächst einen Ideen- und Kreativworkshop mit einer bunten Gruppe von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor, die aus ganz unterschiedlichen Bereichen des Betriebs stammen. Oft bietet es sich an, auch noch einen guten Kunden in die Runde einzuladen, der den Blick von außen beisteuert.“ Auch Tobias Rappers, Managing Director des Berliner Maschinenraum, einer Innovationsplattform für Familienunternehmen, verwies auf die große Bedeutung von Kooperation: „Es macht Sinn, dass Unternehmen Zukunft gemeinsam gestalten, indem sie (branchen-)übergreifend zusammenarbeiten und so Synergien bei digitalen Transformationsprojekten nutzen.“ Dr. Johannes Stemmer, Director Digital Transformation der BEUMER Group mit Sitz in Beckum, erläuterte, wie der international tätige Maschinen- und Anlagenbauer sich der Digitalisierung genähert hat: „Wir haben uns tatsächlich angeschaut, wie es andere Unternehmen machen. Denn wir waren ja nicht einzigen, die sich mit dem Thema beschäftigt haben. Der Austausch war sehr hilfreich. Natürlich kann man die Konzepte nicht als Blaupause nutzen. Aber jedes Unternehmen hat ja die Möglichkeit, sie für seinen speziellen Kontext zu adaptieren.“
Die BEUMER Group beispielsweise ist daraufhin mit einem Start-in – einem von der Muttergesellschaft unabhängigen Digitalteam – Mitglied im Dortmunder Digital Hub Logistics geworden. Dort setzt das Start-in auf Serviceangebote wie den Coworking-Space, die Innovationsbegleitung durch einen Innovationscoach und maßgeschneiderte Innovationsbausteine sowie die Community. Christian Prasse, Leiter strategische Entwicklung am Fraunhofer IML, unterstrich vor diesem Hintergrund die Bedeutung der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft: „Der Hub ist Teil eines Innovationsökosystems, in dem die Forschung Unternehmen dabei unterstützt, eigene Produkte zu entwickeln und digital zu veredeln. Dabei begleiten wir diese Produkte über den Prototypen hinaus bis in den Markt.“ So gelangten Forschungsergebnisse schnell von der Theorie in die Praxis. Darauf legte auch Laban Asmar, Strategische Produkt- und Unternehmensgestaltung, Gruppe Innovationsmanagement, am Fraunhofer IEM, Wert. Er machte sich für sogenannte Transferprojekte stark, in denen Unternehmen und wissenschaftliche Einrichtungen innerhalb eines überschaubaren Zeitraums an einer Digitalisierungsaufgabe aus der betrieblichen Praxis arbeiten. Solche Projekte sind im Innovationsökosystem des Digital Hubs bereits sehr verbreitet.
Evolution oder Revolution? Wie sich Digitalisierung vollzieht
Gerade Mittelständler stehen heute vor der Frage, wie schnell und wie konsequent sie die Digitalisierung vorantreiben müssen – auch wenn oder obwohl ihre angestammten Geschäftsmodelle noch funktionieren. Für Johanna Claussen von der Pionier-Manufaktur war klar, dass Unternehmen aktiv werden müssen: „Der Innovationsdruck auf den Mittelstand wächst zunehmend!“ Dr. Johannes Stemmer von der BEUMER Group riet dabei zur „Beidhändigkeit“: „Man sollte zwei Strängen nachgehen: Da ist zunächst die Frage, wie man sein Kernprodukt digital machen kann. Das ist der evolutionäre Strang. Der andere Strang ist die Suche nach neuen Geschäftsmodellen – und die können durchaus disruptiv sein.“ Je. disruptiver ein Thema allerdings sei, umso mehr Kommunikation brauche es, so die Erfahrung des Directors Digital Transformation. Unterstützung bot dabei Christian Prasse vom Fraunhofer IML nicht zuletzt mit dem Digital Hub Logistics an: „Oft ist es ein weiter Weg von der Sensibilisierung für das Thema bis zur Umsetzung. Die Diskussion heute hat in jedem Fall gezeigt, wie wichtig es für Unternehmen ist, die eigenen Kompetenzen gezielt zu erweitern.“