Mittelstand meets Start-up: „Die Blockchain braucht mehr Use-Cases“

Das Thema Blockchain nimmt in diesen Tagen rasant Fahrt auf – und stand deshalb jetzt auch auf der Agenda von „Mittelstand meets Start-up“. Gleich vier Block­chain-Start-ups präsen­tierten in der digitalen Veranstaltung, die im Rahmen der #diwodo20 – der Digitalen Woche Dortmund – stattfand, ihre Geschäfts­mo­delle und tech­no­lo­gi­schen Ansätze in kurzen Pitches und boten den Teilnehmern aus der Industrie jede Menge Anknüpfungspunkte für die Diskussion.

 Die Blockchain ist derzeit in aller Munde und für viele Unternehmen dennoch ein Buch mit sieben Siegeln. Die Veranstaltung „Mittelstand meets Start-ups“, zu der der Digital Hub Logistics gemeinsam mit Digital in NRW – Kompetenz für den Mittelstand und dem neuen Projekt Blockchain Europe NRW eingeladen hatte, zeigte einmal mehr auf, dass Use Cases rar gesät sind. Genau die brauche es aber, damit mittelständische Unternehmen das Potenzial der Blockchain erkennen und vor allem nutzen können. So lassen sich gerade mit der Blockchain-Technologie regulatorische Einschränkungen bei der unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit überwinden. Deutlich wurde im Übrigen auch, dass man die Blockchain-Technologie nicht bis ins letzte Detail verstehen müsse, um sie zu benutzen: Der Verweis auf das Internet sorgte hier bei vielen Teilnehmern für ein Aha-Erlebnis.

Eingangs hatte Carina Culotta vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML die Teilnehmerinnen und Teilnehmern bereits auf Unterstützungsleistungen und Beteiligungsmöglichkeiten für interessierte Unternehmen verwiesen – sei es durch Digital in NRW – Kompetenz für den Mittelstand oder Blockchain Europe, das neue Forschungsprojekt zum Aufbau des Europäischen Blockchain-Instituts in NRW. 

Wenn Sie mehr über Blockchain Europe erfahren wollen, können Sie an der digitalen Auftaktveranstaltung am 11. November 2020 teilnehmen. Hier geht es zur Anmeldung. Die Teilnahme ist natürlich kostenlos.

In den Pitches der vier Start-ups zeigte sich dann, wie konkret die Blockchain-Technologie doch schon ist: So zeigte Mirko Mollik von der Gelsenkirchener Trust Certs den Mehrwert von digitalen Signaturen auf – und warb mit Informationen zur Datensicherheit um mehr Vertrauen für das Produkt. Seine Mission: die Welt vertrauenswürdiger machen, Betrug den Kampf ansagen und Prozesse absichern. Die Blockchain leiste da einen wichtigen Beitrag.

Daniel Trauth von Senseering mit Sitz in Köln wiederum stellte seine Plattform vor, die Unternehmen dabei hilft, mehr aus ihren Daten herauszuholen. Das Unternehmen digitalisiert komplexe und schwer zu verbindende (industrielle) Hardware, unter anderem mit dem Ziel einer Echtzeit-Zustandsüberwachung von Industrieanlagen und intelligenten Geräten. Mithilfe der Blockchain-Technologie stellt diese Plattform das notwendige Vertrauen zwischen Maschinen her.

Aus dem spannenden Bereich der Tokenisierung berichteten die beiden anderen Start-up, die aus dem Umfeld des TechQuartiers stammen, wie der Digital Hub Logistics Teil der deutschlandweiten de-hub Initiative. Die Software von Amazing Blocks, die Nicolas Weber vorstellte, ermöglicht es Unternehmen, den Gründungsprozess für juristische Personen zu automatisieren. Damit können jedes Vermögen und jedes Recht effizient in Tokens umgewandelt werden – ob Autos, Maschinen oder Immobilien. Aktien, Aktionäre und deren Entscheidungen lassen sich so vollständig aus der Ferne verwalten. Eigentumsübertragungen von Aktien-Tokens können dann innerhalb von Minuten durchgeführt werden. Das Frankfurter Start-up iVE.ONE wiederum kombiniert die drei Säulen der digitalen Wertpapiere: Emission, Investition und Regulierung. Mit dieser Lösung können Unternehmen, die bisher nur auf privaten Märkten aktiv waren, so Evgeny Matershev von iVE.ONE, nun durch Tokenisierung auf den Kapitalmärkten agieren und die Portfolios ihrer Investoren innerhalb eines regulierten Rahmens ohne technische Erfahrung erweitern.

LedgerEngineers zeigt Erfolgsfaktoren auf

Wie finden Mittelständler und Start-ups aber nun zusammen? Das zeigte ein Erfahrungsbericht von Natalia Broza-Abut von LedgerEngineers. Das Start-up, Mitglied im Digital Hub Logistics, bietet mit LogCoin eine Blockchain-Plattform für die Bereitstellung von Crowdsourced Transport Services (BPCTSP) für B2B, B2C und C2C an. Die Gründer führen immer wieder Kooperationsprojekte mit mittelständischen Unternehmen durch. „Dabei überprüfen wir immer als erstes, ob der Einsatz von Blockchain überhaupt sinnvoll ist oder ob beispielsweise eine Datenbank die Anforderungen bei erheblich geringerem Kostenaufwand erfüllen kann“, erläuterte Natalia Broza-Abut die generelle Vorgehensweise – und damit auch einen wesentlichen Erfolgsfaktor für die Zusammenarbeit von Start-ups und Mittelständlern: „Man muss die Probleme offen und ehrlich angehen – nur dann findet man auch die richtige Lösung, die alle zufriedenstellt.“

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