Smarter Anhänger überzeugt: NÜWIEL gewinnt Digital Logistics Award
Acht ebenso kompetente wie sympathische Gründer bzw. Gründerteams und Ideengeber der Logistik von morgen pitchten am 17. September auf der Bühne des Zukunftskongress Logistik – 37. Dortmunder Gespräche im Kongresszentrum Dortmund – und drei von ihnen konnten sich nur wenige Stunden später, auf der Abendveranstaltung, über den Gewinn des Digital Logistics Awards 2019 freuen. Die Teilnehmer des Kongresses hatten das Hamburger Start-up NÜWIEL mit seinem intelligenten Fahrradanhänger für die Last Mile Logistik auf Platz 1 gewählt. Über Platz 2 freute sich das Unternehmer ForkOn aus Haltern am Seemit seiner Software-Lösung für das Management von Gabelstaplerflotten. Platz 3 ging an das in Gründung befindliche Start-up asurveyor.com aus Kapstadt, das eine App zur Qualitätskontrolle von Obst und Gemüse über die gesamte Supply Chain hinweg entwickelt hat. „Die Logistik lebt von Innovationen wie diesen: seien es Plattformen, Produkte oder hybride Dienstleistungen“, gratulierte Maria Beck vom Digital Hub Logistics, der den Award vor drei Jahren ins Leben gerufen hatte, allen Gewinnern und Teilnehmern. „Jedes Team hat die Chance, seine Lösungen einem großen und auch sehr kritischen Fachpublikum näherzubringen, sehr gut genutzt. Respekt!“
Was die Gewinner antreibt, wie ihnen die Auszeichnung helfen kann, wie sie ihr Preisgeld investieren …
NÜWIEL: Auf der Wunschliste steht ein Pilotprojekt
Der elektrisch betriebene Fahrradanhänger von NÜWIEL war ursprünglich zur Mitnahme von Kindern entwickelt worden. Doch die Technik trieb den Preis in die Höhe: Für Privatleute wurde das Gefährt schlichtweg zu teuer. Die Gründer wechselten den Markt – und der Anhänger weckte das Interesse von Unternehmen aus der Last Mile Logistik. UPS, IKEA und Airbus stehen auf der Liste der Pilotprojekte, die NÜWIEL bereits erfolgreich durchführt. „Unser Produkt wird ganz oft unterschätzt, weil es auf den ersten Blick wenig innovativ erscheint“, schmunzelt Mit-Gründerin Natalia Tomiyama, die beim Zukunftskongress überzeugend pitchte. „Doch in dem Anhänger steckt eben jede Menge Intelligenz, d.h. Sensorik und Software – und das überzeugt die Unternehmen dann doch immer schnell.“ Auch die Teilnehmer des Zukunftskongresses honorierten die Idee und die Präsentation. Das Preisgeld wollen die Gründer in die Weiterentwicklung des Produkts stellen. Natalia Tomiyama: „Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass wir mit dem Geld einmal einen ungewöhnlichen Piloten mit einem kleinen Unternehmen realisieren, das keine eigenen Mittel hat – sei es ein Handwerker oder ein Bioladen.“
ForkON: Neue Kunden für die #staplerliebe
Unter dem Hashtag #staplerliebe trat das Team von ForkON aus Haltern am See beim Zukunftskongress Logistik an. Schließlich hat Gründer Tim Klauke vor seiner Start-up-Karriere viele Jahre in einem internationalen Intralogistik-Unternehmen gearbeitet und dabei sein Herz für Gabelstapler entdeckt. Die Lösung, die seit März dieses Jahres auf dem Markt ist, macht das Management von Gabelstaplerflotten einfacher und transparenter. Eine herstellerunabhängige Software führt alle Daten rund um die Staplerflotte von Unternehmen zusammen, analysiert und interpretiert sie. Im Ergebnis sollen sich die Kosten von Staplerflotten im Schnitt um 25 Prozent senken lassen. Das Team hatte sich zum ersten Mal überhaupt um einen Gründerpreis beworben – und steht jetzt gleich auf dem zweiten Platz. Unbezahlbar für die Gründer: die vielen Kontakte, die sie durch die Teilnahme am Wettbewerb und die Präsentation auf dem Zukunftskongress knüpfen konnten. Tim Klauke: „Unser System lebt durch Offenheit – und der Digital Hub Logistics hat uns mit seinem Award die Möglichkeit gegeben, neue Partner in dieses System einzubinden.“ Das Preisgeld wird ins Wachstum investiert, verbunden mit der Hoffnung, im Kernmarkt Ruhrgebiet neue Kunden zu gewinnen und mit den Dortmunder Fraunhofer-Instituten neue Projekte zu starten.
asurveyor.com: Vom Mock-up zur Marktreife
Mit dem Start-up asurveyor.com aus Kapstadt hat ein „alter Bekannter“ den dritten Platz eingefahren: Kingsly Kwalar, der auf der Bühne pitchte, stand dort nämlich auch schon im vergangenen Jahr mit einer anderen Innovation. In diesem Jahr stellte er seine App zur verbesserten Qualitätskontrolle von Obst und Gemüse über die Supply Chain hinweg vor. Damit will der Südafrikaner zum einen der Lebensmittelverschwendung den Kampf ansagen – immerhin werden weltweit jedes Jahr Lebensmittel für 138 Milliarden Dollar weggeworfen, davon werden 14 Prozent auf dem Transportweg so beschädigt, dass sie entsorgt werden. Zum anderen will er gerade kleinen und mittleren Farmern aus dem Raum Südafrika dabei helfen, gegenüber Kunden und Versicherungen einen Nachweis über die Ausgangsqualität der Produkte zu führen. Die blockchain-sichere Lösung liefert auch aus abgelegenen Gebieten automatisierte Statusberichte. Dass Kingsly Kwalar hinter der Bewerbung steckte, erfuhr das Team vom Digital Hub Logistics übrigens erst nach der Auswahl der Finalisten. Kingsly Kwalar hatte seinen Namen aus Video und Pitch-Deck herausgehalten. Die Überraschung war groß, als das Hub-Team dann die Einladung zum Zukunftskongress verschickte und erst dann erfuhr, wer nach Dortmund kommen würde. Die App soll im Februar nächsten Jahres online gehen. Bislang liegt sie nur als Mock-up vor. Das will asurveyor.com mit dem Preisgeld nun zum Leben erwecken.
Foto: Lokomotiv