Mit einer neuen, digitalen Out-of-the-box-Lösung krempelt die Dortmunder Logistikbude das Ladungsträgermanagement um. Um Kontakte zu Unternehmen zu knüpfen und Erfahrungen mit anderen Start-ups auszutauschen, sind die vier Gründer jetzt verstärkt im Innovationsökosystem des Digital Hub Logistics unterwegs.

Ob Europaletten oder Fenstergestelle, Gitterboxen oder Gasflaschen: In der Logistik sind Ladungsträger in der Regel nur Mittel zum Zweck. Im Unternehmen besitzt das Ladungsträgermanagement damit eine eher untergeordnete Bedeutung. Wann sich wo welche Ladungsträger befinden, das wird oft nur händisch erfasst und anhand von Excel-Listen oder PDFs unregelmäßig kontrolliert bzw. abgeglichen. Dabei sind die Kosten durch den Schwund von Ladungsträgern enorm. „Wenn dann Paletten & Co. teuer nachbestellt werden müssen, beklagen das alle im Unternehmen. Aber es passiert zu wenig“, hat Philipp Wrycza, einer der vier Gründer der Logistikbude mit Sitz in Dortmund, beobachtet. „Mit unserer Plattform für das digitale Ladungsträgermanagement wollen und können wir das aber grundlegend ändern.“

Unternehmen können sich auf der Webplattform der Logistikbude einloggen, Barcodes für ihre Ladungsträger generieren, herunterladen und vor Ort ausdrucken. Für jeden einzelnen Ladungsträger wird bei Erzeugung des Etiketts eine digitale Akte angelegt, in der jeder Scan des Barcodes und damit die gesamte Geschichte dokumentiert wird. Das Alleinstellungsmerkmal der Gründer ist der automatische Abgleich der Konten aller beteiligten Partner, sofern diese auch auf der Plattform vertreten sind. „Das ist besonders für Speditionen spannend“, weiß Wrycza. „Denn üblicherweise gehen vom physischen Tausch an der Rampe bis zur Rechnungstellung sechs bis acht Wochen ins Land. Mit uns dauert es nur wenige Tage.“

Einfache Lösung, komplexe Technologie

So bestechend einfach erscheint die Lösung, dass sich Außenstehende unwillkürlich fragen, warum darauf nicht schon vorher jemand gekommen ist? Tatsächlich steckt eine hochkomplexe Technologie hinter der Plattform, die von den Gründern der Logistikbude in einer mehr als dreijährigen Forschungsarbeit in dem vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML und der European Pallet Association e.V. (EPAL) getragenen Enterprise Lab in Dortmund entwickelt und erprobt wurde. Zuletzt konnten die Wissenschaftler noch die Dokumentation des Tausches via App aus einem Entwicklungsprojekt der „Silicon Economy“, einem Vorhaben des Fraunhofer IML zur Realisierung einer föderalen Plattformökonomie in der Logistik, in ihre Lösung integrieren.

Damit hat sich das Innovationsökosystem des Digital Hub Logistics bereits vor der (Aus-)Gründung des Start-ups bewährt – und im Rahmen der Weiterentwicklung ihres Unternehmens setzen die Gründer auch weiterhin auf das Netzwerk, die Infrastruktur und die Community vor Ort. Vorbild sind die MotionMiners, ebenfalls eine erfolgreiche Ausgründung aus dem Fraunhofer IML, die mit ihrem Unternehmen zunächst Büros in den Coworking-Spaces des Hubs bezogen hatten.

Start-up-Spirit befeuern

In den vergangenen Monaten hat allerdings die Corona-Pandemie die Gründer – wie so viele andere Unternehmen – ein Stück weit ausgebremst: „Zum Wesen eines Start-ups gehört es nun einmal, dass wir als Gründer und Mitarbeiter regelmäßig zusammenkommen und brainstormen, aber auch auf Messen und Veranstaltungen unterwegs sind, wo wir unkompliziert Mitstreiter und potenzielle Kunden kennenlernen“, sagt Philipp Wrycza. „Das alles hat gefehlt, und das tut es auch noch. Gerade deshalb ist der Digital Hub Logistics für uns eine wichtige Anlaufstelle, um den Start-up-Spirit wieder zu befeuern. Wir freuen uns darauf, die vielen Angebote des Hubs nutzen zu können – vor allem auch den Erfahrungsaustausch mit Start-ups oder den Start-ins gewachsener Unternehmen.“

Darüber hinaus erhofft sich die Logistikbude auch Kontakte zu Unternehmen, die ihre Lösung einsetzen: „Toll ist, dass viele Firmen uns die Möglichkeit geben, uns zu Online-Meetings zu treffen. Das ist unkomplizierter als ein Vor-Ort-Treffen und oft bekommt man den Termin von jetzt auf gleich. Allerdings ist die Verbindlichkeit hinterher auch nicht so hoch“, so Philipp Wrycza. „Es geht doch nichts darüber, auch mal gemeinsam durch den Betrieb zu gehen und so auf Knackpunkte aufmerksam zu werden, die sich über den Monitor einfach nicht vermitteln.“

Erste Projekte laufen bereits

Dabei spricht die Logistikbude vor allem zwei Kundengruppen an: Das sind zum einen Unternehmen mit geschlossenen Pools, meist kleine oder mittlere Betriebe, bei denen Ladungsträger nur im eigenen Unternehmen oder von einer Handvoll Partnern verwendet werden. Zum anderen eignet sich die Lösung auch für offene Pools, in denen Millionen Ladungsträger zirkulieren. So befinden sich derzeit alleine in Europa 600 Millionen Europaletten, 135 Millionen Automotive Kleinladungsträger (KLT), 600 Millionen Steigen für Obst und Gemüse und 700 Millionen Fleisch- und Brotkisten in solchen offenen Pools im Umlauf. Die Kunden sind dann eher große Unternehmen oder Konzerne. Die ersten Projekte laufen bereits. Sie dienen nicht nur zur Optimierung der Lösung und dazu, Kundenfeedback einzuholen, sondern sollen nach der Testphase auch in sehr konkrete Aufträge münden.

www.logistikbude.com

 

* Die Logistikbude wird derzeit im Rahmen des EXIST-Forschungstransfers gefördert. Die offizielle Gründung als Unternehmen und damit die Eintragung als GmbH ist für Ende September geplant.