Was macht eigentlich … NautilusLog?

„Wer sagt mir, dass es euch in zwei Jahren noch gibt?“

Das Hamburger Start-up NautilusLog gewann 2018 den Digital Logistics Award. Die Auszeichnung öffnete dem jungen Unternehmen viele Türen im In- und Ausland. Gründer Otto Klemke über ein aufregendes Jahr, über Vertrauen und Vorurteile – und ein neues Forschungsprojekt, das ihn wieder nach Dortmund führt.
„Wer sagt mir denn, dass es euch in zwei Jahren noch gibt?“ Diese Frage musste sich NautilusLog-Gründer Otto Klemke bei Besuchen potenzieller Kunden früher häufig anhören. Mit dem Gewinn des Digital Logistics Awards beim Zukunftskongress Logistik – 36. Dortmunder Gespräche im September des vergangenen Jahres jedoch stieg das Vertrauen in das Start-up des studierten Informatikers: Dass eine hochkarätig besetzte Jury und das Fachpublikum einer angesehenen Veranstaltung an den Erfolg des Start-ups glaubten, überzeugte selbst die an sich konservative Reederschaft, sicherte Otto Klemke Termine und Projekte. Sein Appell heute: „Gewachsene und etablierte Unternehmen haben im Prinzip nichts zu verlieren, wenn sie Start-ups ihr Vertrauen schenken. Gerade erste Tests oder Pilotprojekte erstrecken sich in der Regel nicht über Jahre oder Monate, sondern sind schnell, schlank und agil. Da können beide Seiten nur gewinnen!“ Klemke konnte in Gesprächen übrigens auch immer wieder damit punkten, dass sein Start-up ein Familienunternehmen ist: Sowohl der Bruder als auch der Vater sind bei NautilusLog mit an Bord.

„Unfertige Produkte“ als Chance

Die App von NautilusLog sammelt alle für das Logbuch relevanten Daten, z. B. zu den Positionen und den gefahrenen Routen des Schiffes, zur transportierten Fracht, zum Wetter und zu den Zuständen des Schiffes, z. B. der Maschinen, der Sicherheitsausrüstung etc. Alle Daten werden entweder automatisch oder eventbasiert, aber stets pünktlich und präzise erfasst, etwa über das GPS-System der eingesetzten Smartphones. Die App führt das digitale Logbuch, erstellt Reports und meldet sich bei Bedarf automatisch bei der Reederei bzw. dem Kapitän. Noch schreibt das Unternehmen an Regularien zur gesetzlichen Anerkennung smarter Logbücher. 2020 will Otto Klemke seine App aber auf der SSM, der Weltleitmesse der maritimen Industrie in Hamburg, erstmals vorstellen.

Das heißt, das Produkt ist jetzt noch gar nicht fertig? Auch das sei so eine typische Kundenfrage an ein Start-up, schmunzelt Otto Klemke. Aber da habe sich in den vergangenen Monaten ebenfalls einiges verändert: „Das Mindset der Unternehmen ist inzwischen ein anderes: Sie können gut damit umgehen, dass sie das Produkt gemeinsam mit uns entwickeln. Denn sie erkennen die Chance, dass man es so sehr einfach und sehr schnell an ihre individuellen Bedürfnisse anpassen kann.“

Für die Forschung zurück nach Dortmund

Zum Zeitpunkt des Award-Gewinns vor gut einem Jahr bestand NautilusLog aus vier Mitarbeitern. Heute arbeiten 15 Menschen für den Erfolg der App – ein internationales Team mit internationalen Partnerschaften. 850 Business Card hat allein Otto Klemke in den vergangenen zwölf Monaten ausgeteilt und ebenso viele eingesammelt. Dank unterschiedlicher Zeitzonen hat der Tag für den Gründer oft mehr als 24 Stunden: Bis zu 27 Meetings in drei Zeitzonen absolviert er spielend nacheinander. 51.000 Kilometer legte er im letzten Jahr zurück – eine Strecke, die länger ist als der Äquator. Nach Südkorea, Singapur oder Norwegen führten ihn seine Reisen – und zuletzt auch immer wieder zurück nach Dortmund.

 

„Der Tag der Preisverleihung des Digital Logistics Awards war einer der schönsten und spannendsten Tage in meinem Leben – beruflich und privat. Denn ich bin an diesem Tag auch Vater geworden.“
Otto Klemke, Gründer von NautilusLog, Hamburg, 1. Platz beim Digital Logistics Award 2018

 

Denn dort fand jüngst der Kick-off für das Forschungsprojekt I2PANEMA – kurz für „Intelligente Internet-der-Dinge- basierte Kommunikation, Administration und Wartung für Häfen“ – statt. Einer der beiden Konsortialführer des Projekts des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ist das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, mit dem Otto Klemke über den Digital Hub Logistics immer wieder in Kontakt stand. Über die Idee des Projekts – die Vernetzung smarter Schiffe mit smarten Häfen – hatte der NautilusLog-Gründer schon vor fast drei Jahren mit der Hamburg Port Authority, heute ebenfalls einer der rund ein Dutzend Projektpartner in Deutschland, gesprochen. Letztes Jahr gab es endlich grünes Licht, im Sommer 2019 startete das Projekt – mit einer Laufzeit von drei Jahren. Schreckt die Langfristigkeit das Start-up nicht? „Auf keinen Fall: Unsere eigene Lösung entsteht ja schließlich auch nicht über Nacht“, sagt Otto Klemke. „Das Forschungsprojekt selbst berührt zudem einen Seitenaspekt der Arbeit von NautilusLog, der auch eine längerfristige Perspektive hat. Da passt die Laufzeit gut.“

Jens Leveling vom Fraunhofer IML, Softwarearchitekt im I2PANEMA-Projekt, ist froh, den engagierten Gründer im Projekt zu haben: „NautilusLog verbindet mit seiner App zwei Welten. Das Know-how und die Erfahrungen des Start-ups mit technologischen Innovationen können wir für unser Projekt gut gebrauchen.“ Die hohe Internationalität des Projekts mit 25 weiteren Partner in vier weiteren europäischen Konsortien bietet dem Gründer wiederum eine weitere Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen.

Wir sind gespannt, wie viele Business Cards Otto Klemke in den kommenden zwölf Monaten einsammelt und wünschen ihm viel Erfolg für den Launch seiner App!

Foto: NautilusLog